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Wirkung von Naturaufenthalten

Kinder, die sich regelmässig in der Natur aufhalten, sind gesünder, sehen besser, haben weniger Allergien, können sich besser konzentrieren, sind grob- und feinmotorisch weiter entwickelt und können Gefahren besser einschätzen.

Dies Alles und noch viel mehr bestätigt uns heute die Wissenschaft. Neue Erkenntnisse zeigen auf, dass die Natur noch viel wichtigere Funktionen hat: Kinder erleben in der Natur Verwurzelung, sie bauen sich ihr Fundament auf für ein gelingendes, erfülltes, selbstbestimmtes Leben.

Wir haben die Wirkungen von Naturaufenthalten zusammengetragen. Die in den untenstehenden Bereichen aufgeführten Inhalte beruhen auf Studien und weiteren wissenschaftlichen Quellen. Für uns sind sie eine Bestätigung unserer eigenen, langjährigen Beobachtungen.

Bewegung

Gemäss medizinischer Fachliteratur ist fehlende körperliche Betätigung Ursache oder Mitursache von etwa der Hälfte aller Krankheiten. Regelmässige Bewegung reguliert den Stoffwechsel, stärkt das Herz-Kreislauf-System und stabilisiert die Psyche. Ausserdem beugt sie Krebserkrankungen vor und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Verschiedene Studien zeigen, dass Bewegung sich auch positiv aufs Lernen in der Schule auswirkt.

Immunsystem

Verschiedene Studien bestätigen, dass Bauernhofkinder seltener an Allergien leiden als Stadtkinder. Wissenschaftler erklären diese Tatsache mit dem Training des Immunsystems durch bestimmte Einflüsse. So befinden sich beispielsweise im Fell von Tieren Abbauprodukte bestimmter Bakterien – das sogenannte Endotoxin. Durch die Aufnahme dieses Endotoxins durch die Einatmung von Staub oder über die Mundschleimhäute, wird das Immunsystem jedes Mal aktiviert, es macht sich zur Abwehr bereit. Dieses Training hilft dem Immunsystem, echte Bedrohungen von ungefährlichen Bestandteilen zu unterscheiden. Auch von Pflanzen können Dämpfungseffekte ausgehen. Bestimmte Zuckermoleküle im Heu (u.a. Arabinogalactan) wirken dämpfend auf die Immunzellen, wenn sie eingeatmet werden. Das Immunsystem beginnt also zu arbeiten, wenn Kinder Kontakt mit Pflanzen, Tieren und auch anderen Kindern aufnehmen. Es wird dadurch zielsicher und kompetent und entwickelt dementsprechend weniger Allergien.

Sonne

Sonnenlicht sorgt dafür, dass Vitamin D in unserer Haut gebildet wird. Kinder brauchen dieses Vitamin für den Knochenaufbau. Sonnenlicht stärkt über verschiedene Botenstoffe das Immunsystem. So kommen Atemwegserkrankungen im Winter bei Menschen mit niedrigen Vitamin-D Spiegeln deutlich häufiger vor. Sonnenlicht bewirkt weiter die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin – ein Botenstoff, der für Glücks- und Belohnungsgefühle zuständig ist. Dies erklärt die verbreitete «Winter-Depression» während der sonnenarmen Zeit.

Sonnenlicht ist somit gesund – natürlich in angemessener Dosis. Zu starke Sonneneinstrahlung soll weiterhin vermieden werden, doch Angst vor der Sonne ist fehl am Platz. Bei gewöhnter Haut kann in Übergangszeiten meistens auf den natürlichen Hautschutz vertraut werden. Hautschäden entstehen nicht durch Sonne, sondern durch Sonnenbrände.

Sehkraft

Etwa seit 1990 stellen Augenärzte fest, dass die Zahl der kurzsichtigen Kinder kontinuierlich steigt. Heute sind in Westeuropa bereits etwa die Hälfte der Kinder von Kurzsichtigkeit betroffen und benötigen eine Sehhilfe. In den PISA-Wunderländern Asiens sind bereits über 90% der Kinder kurzsichtig. Bei kurzsichtigen Menschen ist der Augenapfel etwas in die Länge gezogen. Australische Forscher haben aufgezeigt, dass diese Streckung des Augenapfels vor Allem mit dem Licht zu tun hat, dem Kinder ausgesetzt sind. Bekommt das Auge täglich weniger als 2-3 Stunden helles Licht, beginnt der Augenapfel sich in die Länge zu strecken!

Forschungen aus China belegen, dass die Kurzsichtigkeit bei Kindern im Sommer um 60% weniger zunimmt als im Winter. Das natürliche Aussenlicht wirkt entscheidend der Kurzsichtigkeit entgegen, es ist um ein Vielfaches stärker als helles Innenlicht, ausserdem wird vermutet, dass das im Freien vermehrt ausgeschüttete Dopamin das Wachstum des Augenapfels massgebend blockiert.

Regemässige Aufenthalte im Freien fördern somit die Sehkraft und wirken dem Risiko der Kurzsichtigkeit entgegen.

Seelische Gesundheit

Die Natur bietet Kompetenzerfahrungen, die die Zufriedenheit steigern. Kinder, die sich draussen aufhalten, schlafen nachweislich besser und können sich besser konzentrieren. Krankenhauspatienten erholen sich schneller, wenn ihr Zimmer Blick auf Baumbestand hat, Gefängnisinsassen, deren Zellen Blick auf freies Feld haben, sind 24% weniger krank als solche mit Blick auf den Innenhof.

Aufmerksamkeit und Aktivität

Experimente zeigen, dass Kinder draussen weniger Aufmerksamkeits- und Verhaltensstörungen haben und dass insbesondere Kinder mit ADHS von Naturaufenthalten profitieren.

Gesamt Impfung

Moderne Ansätze betrachten Naturaufenthalte – durch Bewegung, Sonne, Licht, Wind – als «Gesamt-Impfung» für das Immunsystem.

Der Vergleich von Naturtagesstätten mit normalen Innen-KiTas zeigt, dass Kinder von Naturtagesstätten sich besser konzentrieren können, seltener krank sind und sowohl grob- wie auch feinmotorisch weiter entwickelt sind.

Das Fundament der kindlichen Entwicklung besteht aus einem Bündel grundlegender Lebenskompetenzen. Dazu zählen wichtige Fähigkeiten wie Neues entwickeln, mit Emotionen klarkommen, sich Ziele setzen und verfolgen, selbständig werden, mit anderen klarkommen, sich in Gruppen einbringen sowie mit Widrigkeiten umgehen. Gute kognitive Fähigkeiten und gutes PISA-Abschneiden sind zwar schön, helfen aber wenig, wenn die Grundkompetenzen fehlen. Grundkompetenzen können nicht vermittelt werden, sie müssen erfahren werden, die Natur stellt dazu einen idealen Entwicklungsraum dar.

Während Naturaufenthalten wird die Widerständigkeit gestärkt. Kälte, Dunkelheit und Hitze können nicht verändert werden, es kann nur ein guter Umgang damit gefunden werden. Wer scheue Tiere beobachten will, muss häufig stundenlang stillsitzen, wer im Regen trocken und warm bleiben will, muss sich entsprechend kleiden bzw. einen Unterstand suchen oder bauen.

Widerständigkeit fördern bedeutet keinesfalls Vernachlässigung. Die Entwicklung der Widerständigkeit gelingt sogar am besten, wenn Kinder in verlässlichen, authentischen, feinfühligen Beziehungen leben. Kinder, die sich sicher und geborgen fühlen, gehen auf Entdeckungsreise, begegnen der Welt. Eltern, Mentoren, Lehrpersonen oder weitere Bezugspersonen brauchen für eine gute Begleitung Einfühlungsvermögen, pädagogisches Feingefühl und eine gute Portion Vertrauen. Dann gelingt es ihnen, Kindern ihre Freiheit zu lassen, eigene Entdeckungen zu machen, eigenen Interessen zu folgen, Abenteuer zu erleben, Herausforderungen zu meistern, dabei ihre Lebenskompetenzen zu schulen und ein stabiles Fundament aufzubauen.

Naturaufenthalte fördern die kognitiven Kompetenzen sehr gut, häufig ganz nebenbei und unbemerkt. Ein Forscher aus Grossbritannien beispielsweise sieht die fehlenden Spielerfahrungen in der Natur als Ursache dafür, dass die 11-12 Jährigen Kinder in Grossbritannien bei Konzepten wie Volumen und Dichte heute ihren Altersgenossen aus den 1970-er Jahren um 2 bis 3 Jahre hinterher hinken.

Naturaufenthalte bringen Gefahren mit sich. Bei einer genaueren Betrachtung relativieren sich allerdings viele Gefahren. Wenn die Sicht auf die Chancen von Naturaufenthalten gerichtet wird, fällt auf, dass diese weit grösser sind als die Gefahren.

Gefahren, die uns wenig vertraut sind, machen uns viel mehr Angst als Gefahren, an welche wir uns gewohnt haben. So fürchten sich viele Menschen vor Krankheiten, die von Zecken übertragen werden können, hauptsächlich Borreliose und FSME. In Deutschland werden jährlich etwa 400 FSME-Erkrankungen gemeldet, 10% davon betreffen Kinder und Jugendliche. Bleibende Schäden bei Kindern unter 8 Jahren kommen so gut wie nie vor – es ist ein einziger Fall bekannt, welcher 30 Jahre zurück liegt. Borreliose ist deutlich stärker verbreitet, bei Kindern sind schwerwiegendere Verläufe sehr selten und allgemein gut behandelbar.

Demgegenüber werden jährlich 5000 Kinder in Deutschland im Autoverkehr schwer verletzt. Jedes dreissigste Kind entwickelt im Laufe der Kindheit eine Computer-Spielsucht jedes fünfzehnte Kind schweres Übergewicht und etwa jedes zehnte Kind eine seelische Störung.

Naturaufenthalte bringen viele gesundheitliche und persönlichkeitsstärkende Chancen mit sich. Wenn diese den Gefahren gegenübergestellt werden, zeigt sich, dass die positiven Effekte generell überwiegen. Sie wirken sogar präventiv gegenüber Gefahren, die deutlich grösser sind als die Gefahren während Naturaufenthalten. Sitzen beispielsweise ist weitaus gefährlicher als das Spielen im Freien – schliesslich lässt sich eindeutig zeigen, dass Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und Herzinfarkt bei jenen deutlich häufiger sind, die sich in der Kindheit zu wenig bewegten.

Die Einschätzung von Gefahren ist eine wichtige Kompetenz für Kinder, die nur durch eigene Lernerfahrungen trainiert werden kann. Kinder, die sich Risiken nach eigenem Plan und Tempo stellen können, entwickeln eine «Erfahrungsangst», eine der Gefahr angepassten Angst. Kinder lernen damit, Gefahren einzuschätzen. Diese Fähigkeit ist nicht nur für Sprünge und fürs Klettern von Bedeutung, sondern lässt sich auch auf weitere Lebensbereiche übertragen.

Kinder suchen Herausforderungen. Sie haben am meisten Spass an jenen Aktivitäten, die gerade unterhalb ihrer Angstschwelle liegen. Kinder sind dabei lebendig, bauen Kompetenzen auf und entwickeln sich. Die Natur mit ihren unstrukturierten Herausforderungen eignet sich besonders gut als Trainingsfeld für den Umgang mit Gefahren.

Die Bestrebung, Gefahren möglichst zu verringern, kann nicht nur wichtige Lernerfahrungen verunmöglichen, sie kann sogar die Gefahr erhöhen. Eine Untersuchung des Verletzungsrisikos auf Spielplätzen zeigte auf, dass neue stossdämpfende Sicherheitsböden das Unfallrisiko nicht verminderten. Im Gegenteil – die Anzahl der Knochenbrüche nahm nicht ab – sondern sogar zu! Der sicher wirkende Boden verleitet offensichtlich zu riskanteren Sprüngen.

In den Angeboten der Naturschule Woniya sind wir bestrebt, die wirklich gefährlichen Risiken möglichst auszuschliessen. Bei weniger gefährlichen Risiken wie beispielsweise dem Schnitzen mit einem Messer gewichten wir die Chancen höher als die Risiken. Entsprechende Aktivitäten sind in unseren Angeboten grundsätzlich erlaubt. Eine entsprechende Einführung mit Schnitzregeln gehört für uns dazu, ein Eingreifen in Fällen, in welchen die Regeln nicht eingehalten werden oder in unruhigen Situationen ist ebenfalls möglich.

Allgemein sind in unseren Angeboten in der Natur sehr viele spannende Erfahrungen und auch Grenzerfahrungen möglich, die mit relativ geringen Risiken verbunden sind. Beispielsweise ein spannendes Schleichspiel, eine (freiwillige) Nachtübung oder das Draussen übernachten in einer Kleingruppe oder sogar allein. Potenziell gefährliche Aktivitäten wie beispielsweise improvisierte Seilbahnen, haben wir nicht im Programm. Wir sind der Meinung, dass dies in unseren Angeboten gar nicht nötig ist, da wir zahlreiche andere spannende Inhalte haben, welche die Naturverbindung ausserdem stärker fördern.

Quellenangabe

Ein Grossteil der oben zusammengefassten Inhalte ist dem Buch “Wie Kinder heute wachsen” von Herbert Renz-Polster und Gerhard Hüther entnommen. Eine weitere Quelle war das Buch “Das letzte Kind im Wald” von Richard Louv.